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Poesiealben Hemmerden

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(Stamm-)Vater der Familie Winter war Lazarus.
Er hatte mit seiner Ehefrau Jenny geb. Wolf neben seinen drei Söhnen Karl, Benno und Norbert fünf Töchter Julia, Elise, Lina, Klara und Henriette.
Seine Söhne zogen in den Krieg, als Kaiser Wilhelm zu den Waffen rief. Aber nur Karl und Benno überlebten als Frontkämpfer, während Norbert 1916 "für sein Vaterland" starb.
Julia Winter hatte Alfred Daniel aus Bedburdyck geheiratet und lebte dort mit ihren sechs Kindern nach  Emigration Anfang 1939 in Paraguay, später Argentinien.
Für seine in Hemmerden gebliebenen Töchter hatte Lazarus je ein eigenes Haus auf der Landstraße bzw. in Kapellen auf der Neusser Straße zugedacht.   
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O Vaterhaus!

Nähstube um 1908
Nähstube um 1908
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Mit 12 Jahren bekam Klara Aussen ein Poesiealbum geschenkt. Der erste Eintrag stammt von ihrem Bruder Norbert Winter, der ihr das Album vielleicht geschenkt hat. Die ersten Einträge beziehen sich auf eine "schöne Zeit" in Hörde. Es gab eine bisher nocht nicht näher bekannte Beziehung der Familie nach Hörde, wahrscheinlich gab es dort auch eine Nähschule...

Von 1908 bis in das Jahr 1930 sammelte Klara Winter - später verheiratete Aussen - Einträge ihrer Geschwister, Freundinnen, Bekannten und Familienangehörigen in einem Poesiealbum.
Als sie aus Hemmerden im Dezember 1930 endgültig nach Wijhe in die Niederlanden verzog, schenkte sie im Namen ihrer Töchter Anni & Herta ihrer Nichte Sofie ebenfalls zu ihrem 12. Geburtstag ein Poesiealbum.

Als Eintrag wählte Klara das Gedicht "O Vaterhaus!", das ihre Cousine Elise Winter ihr selber in ihrem Poeseialbum bei einem Ferienaufenthalt im Sommer 1916 einstmals gewidmet hatte.


 
Nähstube um 1908
Nähstube um 1908
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12. Geburtstag Sophie Aussen

Sofie Aussen um 1930
Sofie Aussen um 1930
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Sophies Cousine Anni war erst sechs, Herta vier Jahre alt, als sie ihr das Poesiealbum "verschenkten". Es war ihre Mutter Klara Winter, die selbst 1908 mit zwölf Jahren ein Poesiealbum besessen hatte, die die Idee zum Geschenk hatte und das Album vorbereitet hatte.

Die Eltern der Cousinen Sophie, Herta und Anni waren je zwei Schwestern - Klara & Lina Winter aus Hemmerden in Deutschland - und je zwei Brüder Jakob & Moses "Max" Aussen aus den Niederlanden.

Als Sophie ihren 12. Geburtstag feierte und das Poesiealbum geschenkt bekam, hatten sich Jakob & Klara Aussen bereits dazu entschieden, mit ihren beiden Töchtern Herta & Anni endgültig aus Hemmerden wegzuzuziehen. Sie ließen sich im Dezember 1930 im niederländischen Wijhe nieder, wo Jakob Aussen bereits als Knecht gearbeitet hatte und dann später als Schmied Arbeit fand.

Als Eintrag wählte Klara für ihre Nichte Sophie das Gedicht "O Vaterhaus!", das ihre Cousine Elise Winter ihr selbst in ihrem Poesiealbum bei einem Ferienaufenthalt im Sommer 1916 einstmals gewidmet hatte.

Sofie Aussen um 1930
Sofie Aussen um 1930
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"Was liegt in deinen Klängen Für eine wunderbar bewegte Melodie
So viel Gestalten sich dazwischen drängen
Sie spricht von Herzen u veraltert nie
Mit Schmerzen, Wehmut wirst du Ihrer dann gedenken.
Treibt dich das Schicksal in die Welt hinaus
Und was sich niemals wiederholt im Leben
Das ist die Kindheit u das Vaterhaus..."

Das schrieb dir zur steten Erinnerung an die schönverlebten Ferien z. Z. Hemmerden
19.6.1916
Deine Cousine Lieschen aus Cöln


Elise Winter
8. August 1892 Glessen
deportiert Ghetto Lodz 21. Oktober 1941
10. Mai 1942 Kulmhof/Chelmno

Elise Winter wurde am 8. August 1892 in Glessen/Bergheim geboren. Sie war die Tochter des aus Hemmerden stammenden Emanuel Winter und seiner Ehefrau Johanna geb. Levi. Emanuel war ein Bruder von Lazarus Winter, der sich als Versicherungsinspektor betätigte. Elise „Lieschen“ wuchs mit vier ebenfalls in Glessen geborenen Geschwistern – drei Schwestern und einem Bruder - auf.

Sie war oft zu Besuch bei ihrem Onkel Lazarus in Hemmerden. So verbrachte sie auch die „schönverlebten Ferien“ im Sommer 1916 gemeinsam mit ihrer Cousine Klara Winter in Hemmerden. Elise widmete Klara einen Eintrag in ihr Poesiealbum, in dem sie niederschrieb: „Treibt dich das Schicksal in die Welt hinaus - und was sich niemals wiederholt im Leben, das ist die Kindheit und das Vaterhaus!“

Elise Winter blieb alleinstehend, sie erlernte den Beruf der Putzmacherin und Modistin.

1929 wohnte sie in Frechen auf der Hauptstraße 107 und musste bis 1940 mehrfach ihre Adresse wechseln. 1941 verzog sie nach Köln auf die Trierer Straße. Elise wurde am 21. Oktober 1941 aus Köln in das Ghetto von Litzmannstadt/Lodz deportiert, um von dort aus am 10. Mai 1942 im Vernichtungslager Kulmhof/Chelmno ermordet zu werden.

Zwei ihrer Schwester sind ebenfalls im Holocaust ermordet worden. Schwester Elfriede mit ihrem Ehemann Max Abraham wurde am 7. Dezember 1941 in das Ghetto nach Riga deportiert, ihre Schwester Berta wurde mit ihrem Ehemann Jacob Voos und den Kindern Erich und Ruth am 20. Juli 1942 nach Minsk deportiert und dort wohl unmittelbar nach ihrer Ankunft am 23. Juli 1942 dort erschossen worden.Der jüngste Sohn Albert Berl Voos wurde getrennt von seiner Familie als nicht einmal Zweijähriger ebenfalls am 7. Dezember 1941 von Köln aus nach Riga deportiert.

Ihr Bruder Leo und die Schwester Henriette überlebten den Holocaust, sie konnten vor Ausbruch des Krieges noch rechtzeitig nach England emigrieren, wo sie als Hausdiener tätig waren.
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Metzgerei Aussen

Hindenburgstr. 15 (heute Landstraße)

Schneiderei "Lazarus Winter & Söhne"

Familie Winter
Hindenburgstr. 13 (heute Landstraße)

Schneiderei "Lazarus Winter & Söhne"

Familie Theisebach
Hindenburgstr. 13 (heute Landstraße)

Klara Aussen-Winter

Familie Klara & Jacob Aussen-Winter - Neusser Str. 30 - Kapellen

Norbert Winter

1916 "gefallen für das Vaterland"

Julia Winter-Daniel

Familie DanielBedburdyck

Henriette Winter-Sachs

Familie Sachs-WinterHindenburgstr. 23(heute Landstraße)

Norbert Winter

"gefallen für das Vaterland"

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Klara Winter verh. mit Jakob Aussen
und den beiden Töchtern Herta & Anni

1923 heiratete Klara Winter in Hemmerden Jakob Aussen. Er war Holländer, sein Bruder Moses "Max" Aussen, der mit Klaras Schwester Lina verheiratet war, betrieb in Hemmerden bis 1935 eine Metzgerei.

Das junge Ehepaar Klara & Jakob Aussen verzog kurz nach ihrer Heirat in das nahe der deutsch-niederländischen Grenze gelegene Dorf Wijhe in den Niederlanden, wo die beiden Töchter Anna Sophia "Anni" am 25. Mai 1924 und Herta 24. Mai 1926 geboren wurden. Jakob arbeitete hier als "Knecht".

Kurze Zeit später verbrachten sie noch zwei Jahre in Deutschland im Amt Kapellen-Hemmerden. Sie besaßen ein Haus in Kapellen auf der Neusser Straße Nr. 30, das urspünglich einer 1910 verstorbenen Tante von Klara, Rosa Winter verheiratete Kaufmann, gehörte.

Im Dezember 1930 ließen sich Jakob und Klara mit ihren beiden Töchtern dann endgültig im niederländischen Wijhe nieder und wurden dort schnell heimisch.
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Klara Winter
19.12.1895 Hemmerden
Hemmerden/Wijhe NL
deportiert KZ Auschwitz 14.9.1943
Opfer Menschenversuche
befreit 27.1.1945 KZ Auschwitz
Auschwitz 02.03.1945  

Jakob Aussen
geb. 26.5.1894 Steenderen
Hemmerden Heirat Klara Winter 3.4.1923
Hemmerden/Wijhe NL
deportiert KZ Auschwitz 14.9.1943
17.9.1943 Vernichtungslager KZ Auschwitz-Birkenau

Jakob Aussen hatte im niederländischen Wijhe, wo er mit seiner Familie seit dem endgültigen Fortzug aus Hemmerden im  Dezember 1930 heimisch geworden war, bereits zuvor als Knecht gearbeitet. Hier wurde er dauerhaft in einer Schmiede tätig. Klara Aussen nahm die niederländische Staatsangehörigkeit an.

Die Aussens gehörten der Synagogengemeinde in Deventer an. Dort besuchten die beiden Schwestern Annie und Herta die Schule. Annie lernte anschließend in einer Druckerei und Buchhandlung, während Herta in Zelhem ab April 1940 die Haushaltsschule besuchte.

Doch mit der Besetzung der Niederlande im Mai 1940 geriet auch die Familie Aussen in die Fänge der antisemitischen NS-Vernichtungspolitik. Nachdem die Juden im Januar 1941 reichsweit registriert wurden, musste Herta die Schule im September verlassen; alle Radioapparate und Fahrräder mussten auch von den Aussens abgegeben werden. Herta durfte nicht mehr mit ihrer christlichen Freundin Netty in das Schwimmbad gehen, die Restriktionen nahmen immer mehr zu...

Im Mai 1942 erging dann in den Niederlanden die Anordnung, dass alle Juden einen Judenstern tragen mussten.

Auch aus Deutschland mehrten sich die Schreckensmeldungen, das Schicksal der im Dezember 1941 von Hemmerden in das Ghetto nach Riga deportierten Familienangehörigen blieb auch Herta Aussen nicht verborgen, die ihrer christlichen Freundin Netty in einem Brief im August 1942 schrieb, dass sie „eine eklige Nachricht nach der anderen“ aus Deutschland erhielt und eine Nichte von 20 Jahren „weg“ sei. Herta schrieb ihrer Freundin, dass ihr wohl in nächster Zukunft ein ähnliches Schicksal drohe…

In der Nacht des 2. Oktobers 1942 wurde dann tatsächlich die gesamte Familie von Klara Aussen geb. Winter – sie, ihr Ehemann Jakob sowie die Kinder Herta & Anni - im Rahmen einer Razzia in das „Polizeiliche Durchgangslager“ nach Westerbork verbracht. Die Zahl der Lagerinsassen wuchs dort über Nacht von 2.000 auf etwa 13.000. Wurden die Insassen zunächst als Arbeitssklaven missbraucht, verließen zwischen Juli 1943 und September 1944 insgesamt 93 Züge das Lager Westerbork mit insgesamt 100.000 niederländischen Juden. Ziel waren die Vernichtungslager des Ostens.

Am 14. September 1943 musste auch Klara Aussen mit ihrer ganzen Familie, die bis dahin in Westerbork als für den Lagerbetrieb unerlässliche, „gesperrte Personen“ geführt wurden, „auf Transport gehen“ - so der offizielle Sprachgebrauch.

Jakob ist mit seinen beiden Töchtern Anni und Herta unmittelbar nach der Ankunft in Auschwitz am 17. September 1943 vergast worden.

Mutter Klara Aussen geb. Winter überlebte Auschwitz, obwohl sie dort Opfer medizinischer Versuche wurde. Tragischerweise starb sie jedoch kurz nach der Befreiung des Lagers im Januar 1945 wenige Wochen später noch im Lazarett von Auschwitz am 3. März 1945.



























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Herta & Anni Aussen

Anni & Herta 1927
Anni & Herta 1927
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"Zum Andenken an Deinen 12. Geburtstag von Deinen Cousinen Anni u Herta"

Am 8. November 1930 "schenkten" Herta & Anni Aussen ihrer Cousine Sophie Aussen zum 12. Geburtstag ein Poesiealbum.

Anni war erst sechs, Herta vier Jahre alt, als sie das Poesiealbum verschenkten. Mutter Klara, die selbst 1908 ein Poesiealbum besaß, hatte wohl die Anregung gegeben, das Poesiealbum besorgt und den Eintrag namens ihrer beiden Töchter verfasst.

Die Eltern der drei Cousinen waren je zwei Bürder - Jakob & Moses "Max" Aussen - aus den Niederlanden und zwei Schwestern - Klara & Lina Winter - aus Hemmerden in Deutschland.

Als Sophie ihren Geburtstag feierte, hatten die Eltern von Anni & Herta bereits entschieden, dauerhaft aus Hemmerden zu verziehen. Sie sollten noch im Bezember 1930 im niederländischen Wijhe endgültig ihre Heimat finden.

Hier besuchte Herta von 1932-1938 die Volksschule und schrieb auch einer ihren Schulfreundinnen Sprüche in ihr Poesiealbum.

"Lieve Trijntje!
Als je later na veeljaren
Nogeens in ditalbum leest,
Denk je aan wie in je schooltijd
Je vriendinnen zijn geweest
En wanneer je in gedachten
Zedoorloopt, de lange rij,
En herinneringen oproept
Trijntje denk dan ook aan mij Ter herinnering aan
je vriendin Netje"

"Liebes Trijnte!
Wenn Du später einmal nach vielen Jahren noch einmal in diesem Album liest, dann denke doch daran wie in der Schulzeit wir Freundinnen gewesen sind.
Und wenn Du in Deinen Gedanken
sie durchläufst, die lange Reihe,
und die Erinnerungen aufrufst,
Trijnte, dann denk auch an mich!
Zur Erinnerung an Deine Freundin Hertha Aussen"

Anni Aussen geb. 25.5.1924 Wijhe
Hemmerden/1930 Wijhe NL
deportiert KZ Auschwitz 14.9.1943 17.9.1943 Vernichtungslager KZ Auschwitz-Birkenau  

Herta Aussen geb. 24.5.1926 Wijhe              
Hemmerden/1930 Wijhe NL
deportiert KZ Auschwitz 14.9.1943 
17.9.1943 Vernichtungslager KZ Auschwitz-Birkenau

Am 13. September 1943 wurden die beiden Schwestern Herta & Anni Aussen mit ihren Eltern von Westerbork nach Auschwitz deportiert. Noch aus dem Zug nach Auschwitz konnte Herta ihrer langjährigen christlichen Freundin Netty einen letzten Brief schreiben:

„Mein liebes Nettchen, die letzte Abschiedskarte bekommst Du aus dem Zug. Wie du sehen kannst. Wir sitzen hier mit vierzig Menschen und Gepäck und es ist sehr stickig in dem Viehwaggon. Wir sind voll guter Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen in unserem geliebten, kleinen Holland. Leb wohl, ein Kuss. Hertha“.

Es war das letzte Lebenszeichen der Familie Aussen.

Anni & Herta 1927
Anni & Herta 1927
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"Im Sturme der Zeit enteilen die Stunden,
zu schnell entflieht der Jugend schöner Traum,
des Lebens Lenz, wie bald ist er entschwunden.
Gleich Wellenspiel und Wogenschaum,
doch bleibt im Herzen ewig schön genug,
mit lichten Farben die Erinnerung.
Dieses schrieb dir zum Andenken an
deine dich liebende Schwester Lina
Hörde, den 9.10.1908"
(Poesiealbum Klara Aussen)


Lina Winter
geb. 1.9.1884 Hemmerden
Heirat Hemmerden Moses Aussen 27.4.1908
1935 Flucht Zelhem/NL
deportiert KZ Auschwitz 22.1.1943
25.1.1943 Vernichtungslager KZ Auschwitz-Birkenau  

Moses „Max“ Aussen
geb. 16.1.1883 Steenderen/NL
Hemmerden/1935 Flucht
Zelhem/NL
versteckt überlebt


Am 27. April 1908 heiratete Lina Winter in Hemmerden den Niederländer Moses - genannt „Max“ - Aussen. Bald besaßen sie hier eine eigene Metzgerei auf der Landstraße Nr. 17, die sie jedoch infolge der antisemitischen Boykott- und Verfolgungsmaßnahmen im Sommer des Jahres 1935 aufgeben mussten.

Sie verzogen mit ihrem Sohn Karl und den beiden Töchtern Sophie und Henny wie die Familie von Moses Burder bereits im Dezember 1930 ebenfalls in das deutsch-niederländische Grenzgebiet nach Zelhem. Die Grenzlage bot einerseits Sicherheit, andererseits Nähe zur in Hemmerden verbliebenen Familie.

Die Metzgerei, die Moses Aussen mit seinem Sohn Karl unter der Firma „M. AUSSEN & ZOON“ auch in Zelhem betrieb, genoss dort sehr schnell einen ausgezeichneten Ruf.

Lina Aussen litt zunehmend unter den Verfolgungsmaßnahmen und kam in das jüdische Krankenhaus „Het Appeldoornse Bos“. Dieses wurde in der Nacht vom 21. auf den 22. Januar 1943 aufgelöst. Lina wurde wie alle anderen Bewohner*innen auch abgeholt und via kurzer Internierung in Westerbork nach Auschwitz deportiert, wo sie vergast worden ist.


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Hemmerden, den 16.11.1929 Deine Sophie
Hemmerden, den 16.11.1929 Deine Sophie
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"Willst Du hier unten glücklich sein, und droben es nicht verderben.
Tu, was du sollst, und halt Dich rein.
Ist gut für Leben und Werden!
Zur freundlichen Erinnerung Deine Nichte Sophie
Hemmerden, den 30.9.1929
(Eintrag Poesie-Album Klara Winter-Aussen)

Sophie Aussen
geb. 8.11.1918 Hemmerden
1935 Flucht Zelhem/NL
versteckt überlebt
 
Sophie Aussen und ihr Vater Moses Aussen entgingen der Deportation, weil sie sich entschlossen hatten, in den Untergrund zu gehen. Beide wurden nahe bei Marienveld und später dann in Halle/NL versteckt. Unterstützung erhielt Moses durch die niederländischen Familien Vreeman, Boesveld und Veenhuis.
Ab April 1943 war Sophie dann bei Waningen mit ihrem Verlobten und späteren Mann Kurt Levi versteckt.

Der aus Schlangen/Westfalen stammende Kurt Levi kam im Jahr 1937 in die Niederlanden, um sich als landwirtschaftlicher Hilfsarbeiter auf seine „Haschara“, seine Emigration nach Palästina vorzubereiten. Doch die Deutschen ließen nach der Besetzung der Niederlanden keine Auswanderung nach Palästina mehr zu.

Das Leben in der Illegalität war sehr schwierig. Die Versteckten hatten keinen Anteil an der Lebensmittelverteilung und mussten ihren Lebensmittelbedarf unter ständiger Furcht vor Entdeckung am Schwarzmarkt decken. In Krankheitsfällen konnten sie keinen Arzt in Anspruch nehmen, weil sie fürchten mussten, sich dadurch ebenfalls zu verraten.

Einmal wurde der in einem Heuhaufen versteckte Moses Aussen mit einer Heugabel schwer verletzt, ein anderes Mal fiel er nachts in einen Graben, verlor das Bewusstsein und wurde erst am folgenden Tag völlig unterkühlt aufgefunden. Hinzu kam die ständige Ungewissheit über das Schicksal ihrer Familie.
Moses Aussen, Sophie Aussen und Kurt Levi überlebten jedoch den Holocaust in ihren verschiedenen Verstecken. Moses Aussen lebte bis zu seinem Tod am 5. Juni 1955 in Zelhem.

Nach seiner Befreiung meldete sich Kurt Levi als Kriegsfreiwilliger zur niederländischen Armee und nahm am Indochina-Krieg teil.

1948 eröffnete er in Zelhem eine eigene Schlachterei und heiratete dort Sophie Levi am 29. Juni 1948, gemeinsam hatten sie zwei Töchter. Dank des Einsatzes von Kurt Levi gab es eine Patenschaft der Gemeinde Zelhem mit dem Kibbuz Nechemja in Israel. Kurt verstarb im Jahr 1982, gefolgt von seiner Ehefrau Sophie am 8. August 1996.
Ihre Tochter Margrit ist verstorben, Tochter Carry lebt in den Niederlanden.

Hemmerden, den 16.11.1929 Deine Sophie
Hemmerden, den 16.11.1929 Deine Sophie
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Sohn Karl Sachs
Sohn Karl Sachs
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"Nicht jeder kann der Höchste sein
Doch gut auch jeder, wenn auch klein,
Und besser ist es gut zu sein
Als schlecht und …und dann allein.
Ergreif des Lebens Zügel
Mit kühner, fester Hand, daß einst an deinem Hügel
Dich preis´ dein Heimatland!
Zur steten Erinnerung
Deine Schwester Henny
Hemmerden, den 15.11.1930"

(Poesiealbum Sophie Aussen)  

Henny Aussen 4.2.1909 Hörde
Hemmerden/Flucht 9.12.1937 Zelhem/NL
Zelhem Heirat Meier Sachs 4.9.1938
deportiert KZ Auschwitz 21.9.1943  
Opfer Menschenversuche
Todesmarsch KZ Ravensbrück/Malchow
befreit 3.5.1945 Malchow
überlebt

Meier Sachs
geb. 2.12.1904 Werther
Hemmerden/Flucht 9.12.1937 Zelhem/NL
deportiert KZ Auschwitz 21.9.1943
21.12.1943 KZ Auschwitz Monowitz  

Sohn Karl Sachs
geb. 23.11.1942 Zelhem
18.4.1943 KZ Herzogenbusch/Vught

Henny Aussen war die Schwester von Sophie und Karl Aussen. Sie wuchs in der Familiengemeinschaft der Hemmerdener Familien Winter, Aussen und Theisebach auf. Im großväterlichen, später von den beiden Onkeln Karl Winter und Friedrich Theisebach geführten Schneiderei „Lazarus Winter & Söhne“ ging wohl auch Meier Sachs, der jüngste Bruder von Philipp Sachs, in die Lehre.

Wie sein älterer Bruder war er ebenfalls in Werther geboren. Er war dann wohl seinem Bruder gefolgt, als dieser in Hemmerden Henriette Winter, Tochter von Lazarus Winter, geheiratet hatte.

Meier Sachs ging dann Anfang Juli 1927 wieder zurück nach Werther, um dann von Februar 1928 bis Februar 1931 nach Isselhorst bei Gütersloh zu leben. Während dieser Zeit ist er in Werther gemeldet, so dass es sich in Isselhorst vielleicht um seine Wander-Gesellenzeit gehandelt haben könnte.

Henny Aussen hatte dann mit Meier Sachs bis August 1935 wieder in Hemmerden gewohnt, bevor die gesammte Familie in die Niederlanden flohen. In Zelhem heirateten Henny und Meier dann im Jahr 1939 geheiratet.

Gemeinsam wurde das Ehepaar mit dem am 23. November 1942 geborenen Sohn Karl von Zelhem in das Lager Vught (Herzogenbusch) verbracht. Hier starb der nicht einmal ein halbes Jahr alte Sohn Karl am 18. April 1943.
Im September 1943 wurde das junge Ehepaar nach Auschwitz deportiert,
Meier Sachs wurde als Zwangsarbeiter für Auschwitz-Monowitz selektiert. Dort ist er am 21. Dezember 1943 im "Lazarett" ermordet worden.

Henny Sachs wurde ebenfalls zu sinnlosen Menschenversuchen selektiert. Sie überlebte den Block 10 im Stammlager Auschwitz und wurde mit der Auflösung des KZ Auschwitz in das KZ Ravensbrück zurückverlegt, bevor sie im KZ Malchow Anfang Mai 1945 befreit wurde.

Nach dem Krieg lebte sie in Südafrika und heiratete dort ein zweites Mal.  
Sohn Karl Sachs
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Karl Aussen & Charlotte Adler 1939/40
Karl Aussen & Charlotte Adler 1939/40
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"Ein kleines Korn, gesät ins Feld,
Bringt mit der Zeit dir tausend Ähren,
Ein Körnlein Liebe, gut bestellt,
Kann tausend Herzen Freud gewähren.
Gewidmet von deinem Neffen Karl
Hemmerden, 9.11.1930
(Poesiealbum Klara Aussen)  

Lern´ zeitig Deine Wünsche steuern
Und wahr´ die Fackel in der Hand
In seiner Jugend Freudefeuern
Ist manches Leben schon verbrannt.
Gewidmet von deinem Dich liebenden Bruder Karl
Hemmerden, den 9. Nov. 1930
(Poesie-Album Sophie Aussen)    


Karl Aussen geb. 4.2.1910
Hemmerden Flucht 1935 Zelhem/NL
Zelhem Heirat 14.11.1940 Charlotte Adler
deportiert 8.01.1941 KZ Mauthausen
KZ Mauthausen 15.11.1941

Ehefrau Charlotte Adler überlebt

Karl Aussen wuchs in Hemmerden auf und arbeitete in der väterlichen Metzgerei. Mit der Hemmerdener Jugend war er eng verbunden, bevor die Familie im August 1935 in die Niederlanden fliehen musste.

Dort in Zelhem heiratete Karl Aussen am 14. November 1940 Charlotte Adler, nachdem sie sich zuvor im Juli verlobt hatten. Es war wohl so etwas wie "Liebe auf den ersten Blick"!

Charlotte - genannt "Lotte" -  stammte aus Aschaffenburg und war Mitte der 1930er Jahre in die Niederlande nach Amsterdam geflohen, wo in Haarlem bereits ihre Schwester Gertrude verheiratet war.

Mit der Besetzung der Niederlande  im Mai 1940 geriet auch die Familie Aussen zunehmend in die Fänge der antisemitischen NS-Vernichtungspolitik. Im Januar 1941 wurden alle Juden in den Niederlanden reichsweit registriert, die Verfolgungsmaßnahmen setzten wie in Deutschland – nur zeitversetzt – ein.

Kaum ein Jahr nach seiner Hochzeit wurde Karl Aussen am 8. Oktober 1941 mit seinem Schwager Bernard Jacob im Rahmen einer Razzia aufgegriffen und in das im ehemaligen Österreich gelegene, nun dem Deutschen Reich angeschlossene KZ Mauthausen deportiert.

Von dort schrieb er noch einen Brief an seine Famiie, doch wenige Tage später war er aufgrund der mörderischen Umstände im Lager bereits tot. Karl Aussen wurde am 15. November 1941 in Mauthausen ermordet und gehörte damit zu den ersten NS-Opfer innerhalb der Familie von Lina & Moses Aussen.
Karls mit ihm nach Mauthausen deportierter Onkel Bernard Jacob war bereits zuvor wenige Tage nach Ankunft in Mauthausen ermordet worden. Von 600 deportierten niederländischen Männern sollte nur eine Handvoll überleben...

Karls Ehefrau Charlotte geb. Adler hat den Holocaust überlebt, sie emigrierte nach England und heiratete dort in zweiter Ehe nach dem Krieg den jüdischen Emigranten Leonard Weiss.
Karl Aussen & Charlotte Adler 1939/40
Karl Aussen & Charlotte Adler 1939/40
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Alex Jacob, Tante Lina Aussen geb. Winter und Cousin Karl Aussen - Hemmerden Landstr. 13
Alex Jacob, Tante Lina Aussen geb. Winter und Cousin Karl Aussen - Hemmerden Landstr. 13
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Michiel Asser Benjamin "Alex" Jacob
geb. 16. April 1914 Zelhem
wohnhaft Hemmerden
7. Februar 1945 KZ Groß Rosen

Alex Jacob war ein Cousin von Sophie, Karl und Henny Aussen. Er wurde am 16. April 1914 in Zelhem als Sohn von Marianne Aussen & Bernard Jacob geboren und wuchs mit zwei weiteren Geschwistern dort auf.

In Hemmerden war er vermutlich in einer Metzgerlehre bei seinem Onkel Moses "Max" Aussen. Hier verbrachte er eine zunächst unbeschwerte Zeit im Kreis seiner Cousins und Cousinen.
Alex Jacob wird dann spätestens mit der Hemmerdener Familie Aussen im August 1935 zurück nach Zelhem zu seiner Familie gekommen sein.

in den Niederlanden lernte Alex die aus Hamburg stammende, dort am 3. Januar 1919 geborene Helene Croner kennen. Sie war im März 1939 in die Niederlanden geflohen, um sich als "Palästina-Pionierin" auf eine Haschara vorzubereiten. Ihre Emigration scheiterte jedoch im Zuge des deutschen Überfalls auf die Niederlanden im Mai 1940. Im August 1942 heiratete sie Alex Jacob, der einen Monat nach der Hochzeit verhaftet und via Westerbork nach Auschwitz deportiert wurde.

In Cosel etwa 70 Kilometer vor Auschwitz wurde er als arbeitsfähig selektiert. Fast drei Jahre überlebte er als Zwangsarbeiter, bevor am 7. Februar 1945 im KZ Groß-Rosen ermordet wurde...

Helene überlebte den Holocaust in den Niederlanden..











Alex Jacob, Tante Lina Aussen geb. Winter und Cousin Karl Aussen - Hemmerden Landstr. 13
Alex Jacob, Tante Lina Aussen geb. Winter und Cousin Karl Aussen - Hemmerden Landstr. 13
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"Mit Gott mein Kind!
Dann geht Dir´s gut
Dann bist Du immer wohl geborgen,
Dann trägst Du auch mit frohem Mut
Des Lebens Ernst und seine Sorgen
Zur Erinnerung!
Deine Tante Lieschen"
Hemmerden, den 4.1.1932

(Poesie-Album Sophie Aussen)  

Elise Winter
geb. 19.3.1889 Hemmerden
deportiert 11.12.1941 Riga
Holocaust ermordet  

Friedrich "Fritz" Theisebach
geb. 03.12.1888 Hatzbach
Hemmerden Heirat deportiert 11.12.1941 Riga
Holocaust ermordet  


Friedrich "Fritz" Theisebach stammte aus Hatzbach. Er war gelernter Schneider und arbeitete wohl zunächst im Geschäft von Lazarus Winter, wo er auch seine spätere Frau Elise Winter kennen- und liebenlernte.

Er führte mit seinem Schwager Karl Winter im Oktober 1913 eine eigene OHG, bevor er wie sein Schwager für sein Vaterland Deutschland in den Krieg zog. Im November 1919 heiratete er nach seiner Heimkehr als hochdekorierter Frontkämpfer Elise Winter.

Nach dem Tod seines Schwiegervaters Lazarus Winter im Jahr 1925 betrieben Friedrich Theisebach und Karl Winter unter der Firma „Lazarus Winter & Söhne“ gemeinsam die Schneiderei weiter. Die beiden Familien lebten beide auf der Landstr. 13 über dem Geschäft.

1921 wurde der Sohn Walter geboren, gefolgt vom zweiten Sohn Alfred im Jahr 1926.

Nach der Machtergreifung wurde das Geschäft mehrfach boykottiert, während des Novemberpogroms in dr Nacht des 9. Novembers 1938 heimgesucht. Gewaltsam wurde die Tür eingeschlagen, der Laden und die Wohnung demoliert und die Familien Winter-Schmitz-Theisebach eingeschüchtert. Noch in der Nacht wurde Friedrich Theisebach wie sein Schwager Philipp Sachs in das Gefängnis Mönchengladbach verbracht und am 17. November in das KZ Dachau eingeliefert. Erst Anfang Dezember erfuhren die Ehefrauen, wo ihre Männer waren. Elise Theisebach bat daraufhin in einem Schreiben vom 7. Dezember 1938 an den Kommandanten des Konzentrationslagers in Dachau „höflichst“ um die Entlassung ihres Mannes Fritz Theisebach. In der Begründung führte sie aus: „Selbiger ist Frontkämpfer und im Besitz des EK II sowie des Frontkämpferabzeichen Ehrenkreuz. Zwecks Abwicklung des Geschäftes ist die Anwesenheit meines Mannes sehr gewünscht.“

Am 21. Dezember 1938 wurde Friedrich Theisebach aus dem KZ Dachau entlassen. Noch am Tag der der Rückkehr wurden ihm und Karl Winter aufgegeben, das Geschäft zu schließen. Das Geschäftsauto musste verkauft werden. Sohn Alfred kam auf eine jüdische Schule in Köln und sollte dann Ende August 1939 mit einem Kindertransport nach England kommen.

Fritz & Elise versuchten noch nach Ausbruch des Krieges zum Ende des Jahres 1939 verzweifelt, gemeinsam mit ihrem Sohn Walter nach Shanghai eine Flucht nach Shanghai vorzubereieten. Shanghai war damals als "International Settlement" in China eines der wenigen Emigrationsziele,  für das man keine Visa benötigte. Doch der Emigrationsversuch scheiterte….

Von Hemmerden aus wurde die Familie am 10. Dezember 1941 in das Ghetto von Riga deportiert. Die Eltern wurden mutmaßlich im Ghetto von Riga ermordet. Nur Walter überlebte...

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v.l.n.r. Marianne Winter, Walter Theisebach, Herta Winter, Alex Jacob, Siegfried Winter, Grete Glasmacher, Karl Aussen

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"Ich schreibe auf das letzte Blatt,weil ich Dich am liebsten hab." Dein Vetter Walter 3.1.32
(Poesie-Album Sophie Aussen)

Walter Theisebach
geb. 27.03.1921 Hemmerden
deportiert 11.12.1941 Riga
1944 KZ Stutthof
März 1945 Todesmarsch
befreit bei Lauenburg/Danzig
überlebt

Die beiden Töchter Winter-Töchter Herta und Marianne lebten mit den beiden Theisebach-Brüdern Walter und Alfred unter einem gemeinsamen Dach auf der Landstraße 13.

Besonders Walter Theisebach und Marianne Winter, deren Altersunterschied nur etwas über ein Jahr betrug, verstanden sich gut. Sie verbrachten in ihrer Jugend in den 1930er Jahren viel Zeit miteinander. Hildegard Theisebach, Cousine der beiden Brüder Theisebach, verbrachte oft  gemeinsam mit ihnen ihre Sommerferien in Hemmerden.

Walter Theisebach besuchte nach der Volksschule in Hemmerden von 1933-1935 noch zwei Jahre die Oberrealschule, bevor er eine kaufmännische Lehre bei der jüdischen Firma Bellerstein in Mönchengladbach begann. Diese musste er aber 1936 im Zuge der „Arisierung“ der Firma abbrechen. So blieb ihm nur die Möglichkeit, eine Lehre als Schneider im väterlichen Textilwarengeschäft, der Maßschneiderei „Lazarus Winter & Söhne“ zu beginnen. Als auch diese nach dem Novemberpogrom der "Kristallnacht" Ende 1938 nach der Rückkehr des Vaters aus dem KZ Dachau zwangsweise geschlossen wurde, musste Walter wohl wie sein Vater ab Herbst 1939 Zwangsarbeit leisten.

Anders als sein Bruder Alfred war Walter zu alt für einen Kindertransport nach England. Der Versuch seiner Familie, noch nach Ausbruch des Krieges nach Shanghai zu emigrieren, scheiterte.

Walter wurde am 10. Dezember 1941 mit seinen Eltern aus Hemmerden nach Riga deportiert. Er überlebte dort das Ghetto, ab 1943 das KZ Riga-Kaiserwald sowie das Außenlager Strasdendorf, ab Herbst 1944 das KZ Stutthof sowie das Außenlager Rieben.

Walter wurde auf einem Todesmarsch im Rahmen der Evakuierung des KZ Stutthof nebst Außenlagern am 10. März 1945 in Weijherowo mit seiner späteren Frau Sofie – einer Katholikin, die ebenfalls im KZ Stutthof war – befreit.

Walter lebte bis zu seinem Tod 2010 in Weijherowo, er hatte mit seiner Frau Sofie vier Söhne – Janusz, Georg, Alfred und Bogdan; der Sohn Georg ist verstorben, Bogdan lebt heute noch in Weijherowo, Janusz und Alfred leben heute in Bremen.



































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Alfred Theisebach mit Richard Schmitz, späterer Ehemann von Herta Winter (um 1930)
Alfred Theisebach mit Richard Schmitz, späterer Ehemann von Herta Winter (um 1930)
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Alfred Theisebach
geb. 28.12.1926 Hemmerden
30.8.1939 Kindertransport England
1946 USA

Als "Nesthäkchen" wuchs Alfred Theisebach wohlbehütet und zur Freude aller in der Großfamilie auf.
Er besuchte auch nach 1933 zunächst noch die Volksschule in Hemmerden.
Dabei gerieten die jüdischen Schulkinder immer wieder unter Druck. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit wurden sie von Lehrer H. vorgeführt. Oft ging er mit den Schulkindern durch das Dorf und ließ sie NS-Lieder singen, wobei er sie an den Häusern der Hemmerdener Juden vorbeiziehen ließ, dabei immer schrie ,,Juda“ und die Kinder ihm im Chor antworten mussten: „Verrecke!“

Nach dem Novemberpogrom der "Reichskristallnacht" am 9. November 1938 durfte Alfred keine „deutsche“ Schule mehr besuchen. So musste er mit nicht einmal 12 Jahren nach Köln auf die dort noch existierende jüdische Schule und wurde von seinen Eltern getrennt.

In Köln hat die Familie auch die Information erhalten, dass jüdische Kinder aus Köln mit Kindertransporten nach England kommen konnten, da England nach dem Novemberpogrom die Aufnahme von 10.000 Kindern erlaubt hatte. Alfred gelangte so mit dem wohl letzten Kindertransport nur wenige Tage vor Ausbruch des Krieges am 25. August 1939 nach England. Hierhin war bereits sein Onkel Bernhard Theisebach mit seiner Ehefrau geflohen. Als Minderjähriger kam Alfred in ein britisches "Children´s Home" in North-Hampton.

Alfred lehnte dann Anfang 1947 eine ihm angebotene Einbürgerung in Großbritannien ab und entschied sich dazu, in die USA zu emigrieren. Er baute sich in Hartford/Connecticut ein neues Leben auf. 1952 heiratete er Sara Bach.
Alle Bemühungen von Alfred und seinem ebenfalls nach Amerika emigrierten Onkels Bernhard, Alfreds in Polen lebenden Bruder Walter, der das KZ Stutthof überlebt und bei der Evakuierung befreit worden war, nach Amerika zu holen, scheiterten am „Eisernen Vorhang“. Besuchserlaubnisse in den Westen wurden Walter nur selten und immer ohne seine Familie erteilt.

Nur zweimal sollten die Brüder sich noch einmal sehen, einmal bei einem Besuch in Amerika, einmal in Hemmerden.

Alfred verstarb im Jahr 1995 in den USA. Der Sohn Frederick ist bereits verstorben, Sohn Neil lebt in den USA.




































Alfred Theisebach mit Richard Schmitz, späterer Ehemann von Herta Winter (um 1930)
Alfred Theisebach mit Richard Schmitz, späterer Ehemann von Herta Winter (um 1930)
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„Rosen,Tulpen, Nelken, die drei verwelken.
Marmor, Stein und Eisen bricht, aber unser Freundschaft nicht.“
Zur steten Erinnerung an deine Schwester
Henny Hemmerden, 14.6.10 z Zt Cöln  

"Ich wünsche dir das höchste Glück auf Erden.
Ein froh Gemüth und ein zufrieden Herz
Dann wird viel Leid dir ferngehalten werden.
Manch trübe Stunde, manch bitt´er Schmerz.
Du wirst stets lieben, wo die Andern hassen.
Es wird Dein Leben segensreich sein
Du fühlst dich nimmer einsam und verlassen
Die ganze Menschheit lebt und fühlt mir dir."
Diese Zeilen schreibt dir zu steten Erinnerung
an die Sommerferien 1910 
Deine Schwester Henny

(Poesie-Album Klara Aussen)          

Henriette Winter
geb. 25.03.1892 Hemmerden
deportiert 11.12.1941 Riga 1.10.1944
KZ Stutthof
Holocaust ermordet    

Philipp Sachs,
geb. 14.08.1898 Werther
Hemmerden Heirat Henriette Winter 2.3.1926
deportiert 11.12.1941 Riga
KZ Riga/Salaspils
Holocaust ermordet

Die Familie Sachs wohnte auf der Hemmerdener Landstraße Nr. 23.

Familienmitglieder waren die Eltern Philipp und Henriette Sachs geborene Winter sowie die beiden Kinder Jenny (geb. 25.2.1927 Wuppertal-Barmen) und Helmut Sachs (geb. 25.4.1930 Hemmerden).

Henriette Winter wurde in Hemmerden am 25. August 1892 geboren, ihr späterer Ehemann Philipp Sachs (geb. 14.8.1898) stammte aus Werther, stieg zunächst in das Geschäft „Lazarus Winter & Söhne“ ein, bevor er sich mit einer eigenen Schneiderei in Hemmerden selbständig machte.

Lazarus Winter hatte jeder seiner drei Töchter ein eigenes Haus auf der Landstraße zugedacht, Philipp und Henriette Sachs wurden auf der Landstr. 23 in ihrem Haus bald heimisch. Die Familie war in Hemmerden integriert und Sachs´ zählten bis zur Machtergreifung zu den geachteten und angesehenen Bürger des Dorfes.

Mit den antisemitischen Verfolgungsmaßnahmen der NS-Machthaber sollte sich dies drastisch ändern. Einen Höhepunkt erfuhr die Verfolgung in der sogenannten „Reichskristallnacht“ des 9. Novembers 1938. Gleich zweimal wurde das Haus Sachs heimgesucht und überfallen. Während Henriette Sachs in der Küche eingesperrt wurde, musste Philipp Sachs mit vorgehaltener Pistole die Zerstörung seiner Existenz mit ansehen. Ein SA-Mann sollte später behaupten, Sachs habe ihm sein Leben zu verdanken, die SA „hätte ihn am Wagen festbinden wollen, um ihn zu Tode zu schleifen“. Die ganze Nacht hörten die Nachbarn das „Schreien und Klagen“ von Henriette Sachs. Noch in der Nacht wurde Philipp Sachs verhaftet und am 17. November 1938 in das KZ Dachau überführt.

Philipp Sachs hatte im KZ auch seelischen Schaden erlitten. Sein Bruder Albert Sachs, der rechtzeitig in das niederländische Borne hatte fliehen könne, bemühte sich verzweifelt, aber vergeblich um eine Zuzugsgenehmigung für Philipp, damit er Deutschland verlassen konnte.

Nur weil seine Ehefrau Henriette letztlich nachweisen konnte, dass Philipp ausgezeichneter Frontkämpfer für sein Vaterland Deutschland war, wurde Philipp schließlich aus dem KZ Dachau entlassen und konnte im Dezember 1938 nach Hemmerden zurückkehren. Sein Geschäft durfte er nicht mehr öffnen und musste dieses liquidieren.

Die in Borne lebende Verwandtschaft unternahm dann erneut einen Versuch, diesmal für die Neffen, also auch Helmut, eine Zuzugsgenehmigung in die Niederlanden zu erlangen, um von dort in letzter Sekunde emigrieren zu können. Doch auch dieser Versuch scheiterte und die Anfrage wurde in Borne abschlägig beschieden, da die Behörden fürchteten, dass die Familie dann nicht emigrieren, sondern dort bleiben würde.

Von Hemmerden aus wurde die Familie Sachs dann am 10. Dezember 1941 in das Ghetto von Riga deportiert.

Auch die mit im Haus wohnende Sabine Rübsteck wurde  mit ihrer kleinen Tochter Paula nach Riga deportiert. Die Hemmerdener Familie Rübsteck was schon im November 1940 aus ihrem Eigentum vertrieben worden und in das Haus der Familie Sachs auf der nunmehr so benannten Hindenburgstr. 23 zwangseingewiesen. Lediglich Sabines Eltern Jakob und Henriette Rübsteck wurden wegen ihres Alters zunächst zurückgestellt, bevor auch sie am 25. Juli 1942 nach Theresienstadt deportiert und dort ermordet wurden.

Philipp Sachs soll in Riga beim Aufbau des Arbeitslager Salaspils Anfang 1942 ermordet worden sein, seine Ehefrau Henriette und ihre Tochter kamen noch Anfang Oktober 1944 in das KZ Stutthof, hier verlieren sich jedoch ihre Spuren…



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Helmut Sachs um 1938
Helmut Sachs um 1938
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Helmut Sachs,
geb. 25.04.1930 Hemmerden
deportiert 11.12.1941 Riga
September 1944 KZ Stutthof
Todesmarsch Mai 1945
befreit 3. Mai 1945
Neustadt/Holstein

Als Elfjähriger wurde Helmut mit seiner vierzehnjährigen Schwester Jenny und seinen Eltern im Dezember 1941 deportiert. Im Gepäck hatte er noch einige Schulbücher, darunter einen Weltatlas, weil die Familie sich noch an eine vermeintliche Zukunft im Zuge ihres "Arbeitseinsatzes" in Riga klammerte...

Von der Familie sollte nur jedoch nur Helmut als jugendlicher Zwangsarbeiter das Ghetto und KZ in Riga, das KZ Stutthof und dessen "Evakuierung" nach Neustadt/Holstein überleben.

Mit anderen überlebenden Kindern kam er in das Kindergenesungsheim Lensterhof und sollte ursprünglich in Blankenese im Warbugs Children´s Home auf eine Emigration nach Palästina vorbereitet werden.

Doch weil seine Cousine Marianne Winter, ebenfalls als einzige Überlebende ihrer Familie, nach Hemmerden zurückgekommen war, kam auch Helmut dorthin. Marianne übernahm die Fürsorge über Helmut. Da er nie die Chance gehabt hatte, seine Schule zu beenden, begann er in Hemmerden eine Schneiderlehre. 

Mit der Gründung des Staates Israel im Mai 1948 zog es Helmut für einige Jahre nach Israel, wo seine Freunde noch aus den Zeiten der Zwangsarbeitslager, im Genesungsheim Lensterhof und Blankenese bereits als Kibbuznik lebten. Er meldete sich zur Armee und arbeitete danach auch auf dem Bau. Doch er fand nur schwer Anschluss.

So kehrte er 1956 wieder nach Deutschland zurück und lebte in Hamburg. Zu dieser Zeit gab es kaum Integrationsleistungen für Holocaustüberlebende und so lernte er dort an einer Schule für "Spätheimkehrer", um eine kaufmännische Ausbildung zu erhalten. Letztlich fand er Arbeit bei der Bausparkasse in Hamburg. 
Helmut lebte bis zu seinem Tod am 30. Juni 1981 in Hamburg. Er war verheiratet und hat einen Sohn Norbert sowie eine Tochter Jenny.
Helmut Sachs um 1938
Helmut Sachs um 1938
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Jenny Sachs
geb. 25.02.1927 Wuppertal
deportiert 11.12.1941 Riga
1.10.1944 KZ Stutthof
Holocaust ermordet

Als Jenny nach dem Pogrom der "Reichskristallnacht" im November 1938 der Volksschule aus Hemmerden verwiesen wurde, wurde sie von ihrer Familie getrennt und die gerade einmal Zehnjährige kam nach Köln in das dortige jüdische Waisenhaus, um überhaupt weiterhin eine Schule besuchen zu können.

Sie musste jedoch 1940 von Köln wieder nach Hemmerden zurückkommen und konnte nur noch sporadisch die jüdische Schule in Düsseldorf besuchen.

Wie ihr Bruder Helmut wurde Jenny mit ihren Eltern im Dezember 1941 nach Riga in das dortige Ghetto deportiert. Sie war vierzehn Jahre alt...

Jenny überlebte das Ghetto und KZ in Riga und wurde am 1. Oktober 1944 in das KZ Stutthof überführt. Über die genauen Umstände ihrer Ermordung dort ist nichts bekannt, dort verlieren sich ihre Spuren...


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"Wer dich mehr liebt als ich, setz´sich hinter mich"
Dein Bruder Karl
(Poesie-Album Klara Winter)

"Trifft Dich ein Schmerz, Verrat ihn nicht, -
Verbirg vor Menschen Dein Gesicht.
Sei froh, wenn Sie Vorübergehen
Und nicht von Deinen Tränen sehen."
Deine Tante Rosa Hemmerden, den 10/5.31
(Poesie-Album Sophie Aussen)  

Karl Winter
geb. 11.3.1883 Hemmerden
deportiert 11.12.1941 Riga
28.7.1944 KZ Riga Kaiserwald
erschossen

Rosalie Seligmann
geb. 10.9.1985 Kettwig
Heirat Karl Winter 3.5.1912 Kettwig
Hemmerden deportiert 11.12.1941 Riga
28.7.1944 KZ Riga Kaiserwald
erschossen


Karl Winter und Rosalie Seligmann hatten die beiden Töchter Herta (1913) und Marianne (1919).

Karl Winter betrieb mit seinem Vater Lazarus und seinen Schwägern Friedrich "Fritz" Theisebach und zunächst auch Philipp Sachs gemeinsam das Geschäft "Lazarus Winter & Söhne".
Nach dem Tod von Lazarus Winter betrieben Karl und sein Schwager Fritz das Geschäft alleine weiter, während Philipp sich selbständig machte.

Einen Höhepunkt erfuhr die Verfolgung der Familien Winter und Theisebach, während des Novemberpogroms „Reichskristallnacht“ des 9. Novembers 1938. Die Täter hatten sich eine Axt aus der Nachbarschaft besorgt. Ein Nachbar weigerte sich, ein anderer gab eine Axt, „dann tue ich es eben“. Fensterscheiben, Schaufenster und Rolladen wurden traktiert. Schließlich schlugen die SA-Leute mit der Axt auf die Haustüre ein. Tochter Herta Winter öffnete, um dem Demolieren Einhalt zu gebieten, doch 15-20 SA-Leute stürmten in das Haus. Karl Winter sprach den mit einem Revolver auf ihn zielenden Obersturmführer S. an: „Schießen Sie ruhig, dann schießen Sie auf einen alten Frontsoldaten, und der kennt keine Angst!“ Kaum ausgesprochen, krachte schon ein Schuss. Karl Winter wich den Angreifern aus. Nun wurde die Flurtür zum Laden mit Axthieben eingeschlagen, eine Gruppe wütete in den Geschäftsräumen. Eine andere stürmte die Treppen herauf und schlossen die Hausbewohner in das Schlafzimmer ein. Gleiches geschah mit den anwesenden Gesellen auf dem Dachboden. Die Wohnung wurde völlig demoliert. Theodor S., ein ehemaliger Geselle der Winters, holte eigens noch eine „Pickhacke“. Nach vollendetem Zerstörungswerk riefen sie den Eingeschlossenen zu: „Wir sind jetzt fertig, aber machen Sie, daß Sie fort kommen. Heute Abend wollen wir keinen Juden mehr hier sehen“. Dann wurde die Tür wieder aufgeschlossen.
Karl Winter wurde nicht verhaftet und in das KZ Dachau verbracht, wohl weil der örtliche Bürgermeister ihn nach dem Vorfall mit dem Schuss schützte. Dennoch musste er nach der Rückkehr seines Geschäftspartners und Schwagers Friedrich Theisebach aus dem KZ Dachau die Schneiderei schließen, das Auto verkaufen.

Verzweifelt versuchten Karl Winter und Friedrich Theisebach, mit ihren Familien nach dem Novemberpogrom Anfang 1939 nach Shanghai zu fliehen. Denn in dem unter internationaler Verwaltung stehendem  „International Settlement“ brauchte man keine Visa.

Doch alle Versuche scheiterten, die Familie Winter wurde am 10. Dezember 1941 in das Ghetto von Riga deportiert.

Als das Ghetto im Juli 1944 geräumt wurde, selektierte der „Lagerarzt“ Dr. Krebsbach das Ehepaar Winter, nachdem Karl Winter angesprochen auf eine Narbe geantwortet hatte, dass diese eine Kriegsverletzung sei. Die Antwort des Arztes Krebsbach: „Du feiger Judenlümmel willst im Krieg gewesen sein, weg mit dir…“

Karl und Rosalie Winter wurden mutmaßlich Opfer der Massenerschießungen an den Gruben des Waldes von Bikernieki
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"Wenn Deine Seele ist voll Leid, 
Dein Herz zum Tod betrübt, verzage nicht,
es kommt die Zeit, wo neues Leben blüht.
Und trägst Du´s in die Welt Hinaus und weinst die Äuglein blind
Sie tragen´s nur von Haus zu Haus, weißt ja, wie Menschen sind."
Zum ewigen Andenken von
Deiner Herta
Hemmerden, den 1.3.1931

(Poesie-Album Sophie Aussen)


"Es gibt nur ein Glück, die Pflicht;
Nur einen Genuß, das wahrhaft Schöne;
Nur einen Trost, die Arbeit."
Zum Gedenken an
Deine Nichte Herta
Hemmerden, den 1.10.29
(Poesie-Album Klara Aussen)  

Herta Winter
geb. 9.3.1913 Hemmerden
Heirat Richard Schmitz 2.9.1939
deportiert 11.12.1941 Riga
September 1944 KZ Stutthof
Februar 1945 Todesmarsch
20.2.1945 Burggraben ermordet
 

Richard Josef Schmitz
geb. 24.8.1910 Binningen
Geselle Hemmerden
deportiert 11.12.1941 Riga
1.0.1944 KZ Stutthof
Holocaust ermordet



Hertha und Marianne Winter waren die Töchter von Karl & Rosalie Winter. Sie wuchsen in Hemmerden auf der Landstraße Nr. 13 auf und waren fest in das dörfliche Leben eingebunden. Marianne war im Mandolinenclub der Schule, die sechs Jahre ältere Schwester Herta, eine hübsche junge Frau, war mit der Hemmerdener Jugend eng verbunden und öfters unterwegs.

Nach dem Novemberpogrom der „Reichskristallnacht“, in der ihr Zuhause heimgesucht und demoliert wurde, versuchte die Familie Winter vergeblich, nach Shanghai zu fliehen.

Herta heiratete im Februar 1939 den aus Binningen stammenden Richard Schmitz, der seine Lehre in der Schneiderei „Lazarus Winter & Söhne“ absolviert hatte und in der NS-Zeit wieder den Weg nach Hemmerden in die Schneiderei fand. Hier war er längst ein Familienmitglied geworden…

Von Hemmerden aus ist Herta mit ihrem Ehemann, ihrer Schwester Marianne und mit ihren Eltern am 10. Dezember 1941 in das Ghetto von Riga deportiert worden. Die Familie richtete sich im Ghetto so gut es ging ein und Karl Winter fand ebenso wie Richard Schmitz als Schneider Arbeit im Armeebekleidungsamt "ABA 701 Mühlgraben", das die Juden aus dem Ghetto zur Zwangsarbeit anforderte. Doch in der Vernichtungspolitik des Holocaust galten selbst billige Arbeitskräfte nichts. Nachdem ihre Eltern bei der Auflösung des Ghettos selektiert worden waren, war Herta mit ihrem Ehemann Richard und ihrer Schwester auf sich alleine gestellt. Mit der herannahenden Front wurden sie noch gemeinsam mit dem Schiff Ende September 1944 in das KZ Stutthof verfrachtet, wo Frauen und Männer getrennt wurden. Seitdem haben die Schwestern nichts mehr von Hertas Ehemann gehört. Sie selber kamen bei der Auflösung des KZ Stutthof auf einen Todesmarsch, der kein Ziel zu kennen schien. In einem völlig überfüllten Nebenlager Burggraben infizierte sich Herta Schmitz mit Hungertyphus und starb auf dem Todesmarsch am 20. Februar 1945 in den Armen ihrer Schwester.
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"Dein Glück – mein Wunsch."
Deine Nichte Marianne Hemmerden, 1.10.29
(Poesie-Album Klara Aussen)  

"Neide dem, der höher steht,
nicht um sein Glück und sei zufrieden.
Jedermann trägt ein Paket.
Nur die Packung ist verschieden."
Deine Kousine Marianne
Hemmerden, den 13.12.31
(Poesie-Album Sophie Aussen)  

Marianne Winter
geb. 16.9.1919 Hemmerden
deportiert 11.12.1941 Riga
September 1944 KZ Stutthof
Februar 1945 Todesmarsch
befreit 10.3.1945 bei Lauenburg
überlebt

Marianne war die sechs Jahre jüngere Schwester von Herta. Sie blickte immer zu ihrer älteren Schwester auf, hielt sich auch ihr gegenüber für nicht so hübsch und hatte wohl auch weniger Kontakte zur Hemmerdener Jugend.

Marianne kompensierte ihre Unsicherheit durch eine gewisse „freche“ Art.
Als Marianne Ostern 1933 ihr Schulzeugnis in der Hand hielt, erfuhr sie die volle antisemitische Wucht ihrer Umgebung. Der Lehrer hatte für sie ungerechte Noten vergeben, darauf angesprochen antwortete er, Juden hätten eh keine Chancen mehr im neuen Deutschland… Doch Marianne war nicht auf den Mund gefallen. Ein bezeichnendes Beispiel: Jeden Monat wurde sie von ihrem Vater zu einem Schuldner geschickt, der einen gestundeten Kredit in der Schneiderei mit 2,- Reichsmark abbezahlte. Nach der Machtergreifung sagte die Tochter des „arischen“ Schuldners zu Marianne: "Willst Du schon wieder Geld holen. Macht doch, dass ihr nach Palästina kommt!" - "Dat wollen wir auch, aber ich will jetzt erst das Fahrgeld holen!", war die prompte Antwort.

Letztlich sollte gerade ihre "Frechheit" immer wieder ihr Überleben sichern.

Marianne Winter, die keine weiterführende Schule mehr besuchen konnte, versuchte noch nach dem Novemberpogrom, in Köln eine Ausbildung als Krankenschwester zu erhalten. Hierfür arbeitete sie dort seit Anfang Juni 1939 zunächst als Hausmädchen im Haushalt der Kölner Familie Grünberg, doch sie hielt die Abwesenheit von ihrer Familie nicht aus und kehrte nach zwei Monaten kurz vor Ausbruch des Krieges zurück nach Hemmerden.

Marianne wurde mit ihrer Familie im Dezember 1941 in das Ghetto von Riga deportiert, wo sie sich wie ihre Familie in der kasernierten Außenstelle des Armeebekleidungsamtes "ABA 701 Mühlgraben" unentbehrlich machte.

Marianne kam mit ihrer Schwester Herta Ende September 1944 in das KZ Stutthof und beide mussten im Zuge der "Evakuierung" des Lagers auf einen Todesmarsch, auf dem Herta in den Armen ihrer Schwester an Hungertyphus starb.

Nur Marianne wurde am 10. März 1945 bei Lauenburg befreit.
Sie kam als einzige Überlebende ihrer Familie  zurück in ihr Heimatdorf Hemmerden und heiratete den ebenfalls Riga Überlebenden Joseph Stern. Er stammte aus Rheydt. Bis zu ihrer Emigration lebte auch ihr noch minderjähriger Cousin Helmut Sachs mit im Haushalt.

Eine Emigration nach Paraguay im August 1948 scheiterte nach wenigen Jahren an den kulturellen, wirtschaftlichen, aber auch klimatischen Bedingungen und das Ehepaar Stern kehrte mit den beiden Söhnen, dem in Hemmerden geborenen Karl-„Ferdi“ Ferdinand und dem in Paraguay geborenen Alfredo  zurück nach Hemmerden.

Hier verstarb Marianne Stern-Winter im Jahr 1998, auch ihre Söhne sind mittlerweile verstorben.


























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Reichsbund Jüdischer Frontsoldaten Gedenkbuch 1932

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"Merkspruch: Verschiebe nicht auf morgen,
das Morgen bringt oft Sorgen."
Zur freundl. Erinnerung an
Deinen Dich stets liebenden
Bruder Norbert
Hemmerden, den 14. Februar 1909

(Poesie-Album Klara Winter)  

Norbert Winter geb. 27.3.1886 Kriegsteilnehmer 26. Armee Bataillon 13
4. März 1916 Kriegslazarett Köln
8. März 1916 verstorben Hemmerden „gefallen für sein Vaterland“

Als Kaiser Wilhelm keine Parteien, keine Religionen, nur noch „Deutsche“ kannte, um zur Teilnahme zum großen vaterländischen Krieg Ende August 1914 aufzurufen, eilte Norbert wie seine Brüder Karl und Benno ebenfalls zu den Waffen.

Tragischerweise mussten die beiden Schwäger Moses „Max“ und Jakob Aussen auf der niederländischen Seite ihren Militärdienst leisten und zwei Brüder standen sich ihren drei Schwagern zwar neutral, aber in einer "feindlichen" Atmosphäre gegenüber. Diese führte letztlich zu einer mit Stacheldraht und gegenseitiger Truppenpräsenz abgeriegelten Grenze...

Norbert gehörte dem 26. Armeebataillon 13 an. Ursprünglich in den ersten Kriegstagen zur Armierung der heimischen Festungen gedacht, wurden die meisten Truppenteile aufgrund der wegen des beginnenden Stellungskrieges erforderlichen Baumaßnahmen an die Front verlegt. Durch Erlasse des preußischen Kriegsministeriums aus dem Frühjahr 1915 wurden alle in 217 Armierungsbataillone umgewandelt. Norbert starb Anfang März 1916 infolge einer Krankheit im Festungslazarett 4/ Aug. Hospital in Köln.

Sein Grabstein auf dem Hemmerdener Friedhof trägt die Inschrift, dass er am 6. März 1916 „infolge eines Leidens, das er sich im Kriege zugezogen hat“, verstorben sei. So wird er auch im Gedenkbuch der jüdischen Gefallenen des deutschen Heeres, das der 1919 gegründete Reichsbund der jüdischen Frontsoldaten (RjF) 1932 veröffentlichte und für das auch Reichspräsident und der frühere Generalfeldmarschall von Hindenburg eine darin veröffentlichte Grußadresse zeichnete, als einer von 12.000 jüdischen Gefallenen für ihr Vaterland verzeichnet.

Der Reichsbund verband mit diesem Buch die letztlich vergebliche Hoffnung, den Antisemitismus auch angesichts des zunehmend wachsenden Einflusses der Rechtsradikalen wie den Nationalsozialisten abzuwehren, indem er den Beitrag deutscher Juden im Ersten Weltkrieg würdigte. RjF-Reichsvorsitzender Dr. Leo Löwenstein stilisierte den Tod der deutsch-jüdischen Kriegsgefallenen gar zu einer „Blutprobe“ im deutschen Sinne.

Auch die Familie Winter war stolze Besitzerin eines Exemplares, nicht zuletzt in Erinnerung an Norbert Winter.

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"Noch bist Du glücklich, doch du glaubst, es sei nicht wahr,
Erst wenn Du Leid erfahren, merkst du klar,
daß für dein Leben Prüfung nötig war.
Noch bist Du reich, doch erlaubts Du´s nicht zu sein
Du bist gesund, jedoch im Kranksein siehst du hier,
Daß es der größte Reichtum ist, gesund zu sein.
Noch blüht hier Mai, du glaubst es sei nicht wahr,
Doch einst im Herbst des
Lebens siehst du klar

Daß nur die Jugendzeit die schönste war!"
Gewidmet von Deinem
Dich liebenden Bruder Benno
Zur Zeit auf Urlaub,
Hemmerden 13. Juni Kriegsjahr 1916
(Poesie-Album Klara Winter)  

Hemmerden, den 27. Dezbr 1931
Meiner lieben Nichte Sofie!
"Es gibt nur ein Glück, die Pflicht;
Nur einen Trost, die Arbeit.
Nur einen Genuß, das wahrhaft Schöne."
In treuer Liebe
Dein Onkel Benno
(Poesie-Album Sophie Aussen)  


Benno Winter 29. Januar 1891 Hemmerden
Hemmerden/Frankfurt a. Main
deportiert 22. November 1941 nach Kauen/Kowno Fort IX
25. November 1941 Kauen/Kowno erschossen  


Jenny Grünebaum
13.5.1884 Bürgel/Offenbach
Heirat Benno Winter Frankfurt a. Main
deportiert 22. November 1941 nach Kauen/Kowno Fort IX
25. November 1941 Kauen/ Kowno erschossen  

Sohn Fredi Winter
Schicksal derzeit unbekannt

Benno Winter hatte wie seine Schwager Moses „Max“ Aussen das Handwerk des Metzgers gelernt.

Seine Frau Jenny Grünebaum stammte aus Bürgel bei Offenbach in Hessen. Auch Benno zog nach Hessen und lebte mit seiner Frau und dem gemeinsamen Sohn Fredi nach Frankfurt und betrieb dort eine Metzgerei auf der Rohrbachstr. 27.

Benno Winter wurde in einem antisemitisches Adressbuch für Frankfurt aufgelistet. Dieses Adressbuch wurde als  „Jüdischen Adressbuch Frankfurt 1935 – eine Antwort auf die Greuel- und Boykotthetze im Ausland“  von dem Nationalsozialisten Otto Fischer herausgegeben.

Das Ehepaar Benno & Jenny Winter wurde am 22. November 1941 deportiert. Eigentlich sollten die Frankfurter Juden in das Ghetto von Riga deportiert werden. Wegen Überfüllung des Ghettos – die über 30.000 lettischen Ghettobewohner sollten erst wenige Wochen später erschossen werden, um für deutsche Juden Platz zu machen – wurde der Deportationszug nach Kauen (Kowno) umgeleitet.

Sechs Kilometer mussten die fast tausend Menschen durch die Stadt zum Fort IX laufen. Bei diesem Fort handelt es sich um eine ehemalige Festung aus dem Jahre 1883, die in der Zeit der lettischen Republik als Haftanstalt diente. Einen Monat zuvor waren dort mehr als 10 000 litauische Juden erschossen worden.

Die Verschleppten aus Frankfurt verbrachten die Nacht in den Zellen der Festung. Am folgenden Tag, am 25. November, zwangen die Bewacher die Menschen zum „Morgensport“ in der eiskalten Luft. Im Dauerlauf mussten sie später in bereits von russischen Kriegsgefangenen ausgehobenen Gruben außerhalb der Umfassungsmauer des Forts laufen. In den bewaldeten Hügeln versteckte Schützen eröffneten das Feuer aus Maschinengewehren. Keiner der Verschleppten aus Frankfurt konnte diesem Massaker des Einsatzkommandos 3 entkommen.

Über das Schicksal des Sohnes Fredi ist derzeit nichts Näheres bekannt, vermutlich hat er den Holocaust überlebt.
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"Wer dich mehr liebt als ich
der stellt sich hinter mich." Von Julchen
(Poesie-Album Klara Winter)    

Julia Winter
geb. 15. April 1887 Hemmerden
Hemmerden 2.8.1912 Heirat
Jakob Daniel Bedburdyck
1939 Emigration Brasilien
Buenos Aires



Julia Winter heiratete den aus Kleinmaischeid / Neuwied stammenden Jakob Daniel. Die Heirat am 2. August 1912 fand traditionell im Geburtsort der Frau in Hemmerden statt. Die junge Familie ließ sich dann im benachbarten Bedburdyck nieder und bald besaß Jakob Daniel dort die größte Gemischtwarenhandlung des Dorfes im Haus Nr. 73, wo sie auch wohnten.

Aus der Ehe gingen sechs in Bedburdyck geborene Kinder hervor: Hilde (6. Juni 1913), Joseph (5. Oktober 1914), Karl (7. März 1916), Johanna, Alfred „Artur“ (2. Oktober 1921) und Herbert (3. November 1928).

In der NS-Zeit wurde die Familie von Anfang an bedrängt. Schon Mitte 1933 drangen mehrere Männer in das Haus der Daniels ein und misshandelten die anwesenden Familienangehörigen. In der Nacht des 7. Juli 1935 um zwei Uhr wurden drei Fensterscheiben im oberen Stockwerk eingeworfen, gefolgt von einem Zusammenstoß mit einem Polizisten. Eine von Jakob Daniel angestrengte Strafanzeige wurde aufgrund einer Amnestie für die Täter im Mai 1936 abgewiesen.

Am 11. November 1937 heiratete die Tochter Hilde den aus Glehn stammenden Provisionsvertreter Walter Wolff.

Während des Novemberpogroms „Reichskristallnacht“ wurde das Geschäft von Jakob schließlich geplündert und die Ladeneinrichtung komplett zerstört.

Da es nunmehr keinerlei Zukunft mehr für die Familie hier gab, emigrierten Julia und Jakob Daniel am 26. Januar 1939 über Hamburg nach Asuncion/Paraguay aus.

Die Tochter Hilde Wolff, die in Glehn als Haushälterin tätig war, wurde am 11. Dezember 1941 nach Riga deportiert und ist dort 1942 ermordet worden; ihr Ehemann wurde in Lodz ermordet.

Nach dem Holocaust bemühte sich die Familie von Jakob Daniel zur Jahreswende 1947/48, nachdem der JDC ihn erfolgreich in Paraguay hatte ausfindig machen können, ihren minderjährigen Neffen Helmut Sachs zu sich nach Paraguay zu holen; dieser wanderte jedoch letztlich 1948 nach Palästina aus.

Allerdings kam 1948 die Familie von Marianne Stern-Winter für einige Jahre nach Paraguay, bevor sie wieder nach Deutschland zurückkehrte.

Zuletzt lebte die Familie Daniel in Buenos Aires. Dort ist auch Sohn Joseph verstorben, sein Bruder Alfred Daniel verstarb 1993 in Israel
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Marianne Winter

Sophie Aussen

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Freunde, Nachbarn, Lehrer*in

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"Sei nur im Leben nicht verzagt,
Wie auch das Los ihm fiel,
Wer fest vertraut und mutig wagt,
Der hat gewonnen Spiel."
Klara Koch Hemmerden,
den 1. März 1932
(Poesiealbum Sophie Aussen)  

"Andenken!
Lieblich, nein die Morgenröte.
Wenn der junge Lenz erwacht; Es blüh´n im Leben der Blumen viel.
Auf bunten glänzenden Auen;
Doch bald sind alle der Lüfte Spiel, erstarrt in des Winters Grauen.
Die Lilie bricht – die Kindheit flieht, die Rose sinkt; die Jugend verblüht;
Die Myrte dorrt – die Liebe
aber nicht, das Vergißmeinicht – selbst die Freundschaft erbleicht
Doch eine leuchtet, bleibt ewiggrün.
Ob auch die andern alle verblüh´n,
bleibt ewig glänzend, bleibt ewig jung, die …
Erinnerung."

Dieses schrieb Dir zum Andenken
Deine Freundin Y. Wynzen
Zweifaltern, 19.2.1910
(Poesiealbum Klara Aussen)  

"Bleibe stets in allem wahr! Es kann ein ehrlicher Mensch wohl irren, doch findet er immer den rechten Weg." Dein Lehrer Peltzer 14.11.1930 (Poesiealbum Sophie Aussen)  

"Edel denken,
Edel handeln, stets auf Gottes Wegen wandeln:
das sei jeden Augenblick deines Lebens höchstes Glück.  
Im Herzen rein, im Geiste klar
Und frisch im guten Streben, im Glauben fest, in Worten wahr, So sei du stets im Leben!"
Schwester Angilbertina
Hemmerden, im November 1930
(Poesiealbum Sophie Aussen)  

"Hast du genossen das Glück der guten Erziehung,
sei dankbar, hüte dich sorgsam davor zu tadeln den minder Beglückten.
Eigene Schuld ist es nicht, die ihn fern von der Bildung gehalten, nah´ ihm belehrend und mild, das fordert die gute Erziehung"
Franz Herpers Lehrer Hemmerden, den 14. Februar 1932
(Poesiealbum Sophie Aussen)  

"Wenn Dich die Stürme des Lebens umtoben,
wenn Dich das Liebste auf Erden verläßt,
So richte den Blick nur geträulich
Nach Oben, schau auf den Vater
Nur kindlich und fest.
Zwar kann das Schicksal Dir vieles noch rauben, was Dich hienieden beglückt
und erfreut, aber im festen und innigsten Glauben,
Siegst Du auch über das bitterste Leid."
Zur steten Erinnerung von Deiner Freundin Stanislawa Smuda Hemmerden, den 15. Febr. 32 (Poesiealbum Sophie Aussen)  

"Wer mit dem Leben spielt,
kommt nie zurecht.
Wer sich nicht selbst …,
Bleibt immer …"
Zur frdl. Erinnerung von
Deiner Freundin Annemie Viehöver 28.2.32
(Poesiealbum Sophie Aussen)  

"Glücklich ist, der vergißt,
was nicht zu ändern ist. "
Zur Erinnerung an Deine Schulfreundin Maria Becker Hemmerden, den 24.2.1932 (Poesiealbum Sophie Aussen)

"Sanft wie eine Sommernacht, die der volle Mond erhöhte,
Schwind dein schönes Leben hin!
Deine bange Leidens…
Misch in deine Freuden sich
Und die ganze Welt verehren dich, o Freundin, stets mein ich!"
Meiner Lieben Freundin Klara zur steten Erinnerung
gewidmet von ihrer Freundin Josephine Weyerstraß
Hemmerden, den 24.2.10
(Poesiealbum Klara Aussen)
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Holocaustüberlebenden der 2. und 3. Generation vor dem Geburtshaus der Geschwister Winter Landstr. 13

Die beiden Poesiealben von Klara Winter aus dem Jahr 1908 und Sophie Aussen von 1930 existieren nur deshalb noch, weil Sophie Aussen den Holocaust versteckt in den Niederlanden überlebt hatte.

So konnten die beiden Alben und zahlreiche Familienbilder noch  rechtzeitig in Sicherheit gebracht werden und so vor der Vernichtung gerettet werden. Diese sind bis heute im Besitz von Sophies Tochter Carry Bosman-Levi.

Die Nachfahren der Geschwister Winter kamen im Rahmen einer Familienzusammenführung auf Einladung des Geschichtsvereins 2018 nach Hemmerden.

Foto 2018 v.l.n.r.: Norbert Sachs, Bogdan Theisebach, Carry Bosman-Levi (Aussen), Neil Theise, Dorota Theisebach und Janusz Theisebach.  

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Sobald es die Gesundheitsschutzmaßnahmen zulassen und Kultureinrichtungen wieder öffnen, wird eine Ausstellung zu den beiden Poesiealben im Museum der Niederrheinischen Seele Villa Erckens in Grevenbroich zu sehen sein.

Anschließend wird sie als "Wanderausstellung" den weiterführenden Schulen Grevenbroichs zur Verfügung gestellt.

Dies nicht zuletzt als Vorbereitung auf die alljährliche Gedenkstättenfahrt nach Auschwitz und Krakau - das nächste Mal dann hoffentlich in 2022...
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Idee & Konzeption:
Ulrich Herlitz/Helmut Coenen

Gestaltung:
Fachwerkstatt Coenen


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Erinnerungsfahrt 2019 in Riga

"Ach Erde, bedecke mein Blut nicht, und mein Schreien finde keine Ruhestatt!" (Hijob, 16, 18) - Gedenkstein Bikernieki Riga
"Ach Erde, bedecke mein Blut nicht, und mein Schreien finde keine Ruhestatt!" (Hijob, 16, 18) - Gedenkstein Bikernieki Riga
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2019 besuchten die Holocaustüberlebenden der 2. und 3. Generation der Winter-Familien gemeinsam Riga und Danzig, um an den dortigen Todesstätten des ehemaligen Ghettos bzw. KZ Riga, den Erschießungsgruben von Bikernieki, dem KZ Salaspils und dem KZ Stutthof ihrer verfolgten Eltern und ihrer ermordeten (Ur-)Großeltern zu gedenken und am Massengrab in Rumbula auch der über 30.000 erschossenen lettischen Juden, die für die Deutschen im November 1941 innerhalb weniger Tage "Platz" machen mussten zu erinnern.
"Ach Erde, bedecke mein Blut nicht, und mein Schreien finde keine Ruhestatt!" (Hijob, 16, 18) - Gedenkstein Bikernieki Riga
"Ach Erde, bedecke mein Blut nicht, und mein Schreien finde keine Ruhestatt!" (Hijob, 16, 18) - Gedenkstein Bikernieki Riga
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 * Karl Winter, geb. 11.03.1883 Hemmerden, mit Ehefrau Rosalie, geb. Seligmann 10.9.1985 Kettwig, 28.07.1944 erschossen KZ Riga-Kaiserwald, mit den beiden Töchtern * Herta Winter, geb. 09.03.1913 Hemmerden, Todesmarsch Burggraben 20.02.1945, mit Ehemann Richard Josef Schmitz, geb. 24.08.1910 Binningen, nach 01.10.1944 ermordet KZ Stutthof, und Tochter 
* Marianne Winter, geb. 16.09.1919 Hemmerden, Riga überlebt

* Lina Winter, geb. 01.09.1884 Hemmerden, Auschwitz 25.01.1943 mit Ehemann Moses „Max“ Aussen, geb. 16.01.1883 Steenderen, mit den drei Kindern * Henni Aussen, 04.02.1909 Hörde, KZ überlebt, mit Ehemann Meier Sachs, geb. 02.12.1904 Werther, 21.12.1943 Auschwitz und Karl Sachs, geb. 23.11.1942 Zelhem, 18.04.1943 Kamp Vught, * Karl Aussen, geb. 04.02.1910 Hemmerden, Mauthausen 15.11.1941, *Sofie Aussen, geb. 08.11.1918 Hemmerden, Zelhem versteckt überlebt

* Norbert Winter, geb. 27.03.1886, 04.03.1916 tödlich verwundet 26. Armee Bataillon 13, 08.03.1916 Köln-Lazarett, „gefallen für sein Vaterland“

* Julia Winter, geb. 15.04.1887 Hemmerden, mit den Kindern Joseph, geb. 5. Oktober 1914, Karl, geb, 7. März 1916, Johanna, Alfred „Artur“, geb. 2. Oktober 1921 und Herbert, geb. 3. November 1928, 1939 emigriert Paraguay/Brasilien, Tochter * Hilde, geb. 6. Juni 1913, verheiratete Wolf, 1942 Ghetto Riga

* Elise Winter, geb. 19.03.1889 Hemmerden, für tot erklärt Riga, mit Ehemann Friedrich Theisebach, geb. 03.12.1888 Hatzbach, Riga. Mit Sohn * Walter Theisebach, geb. 27.03.1921 Hemmerden, Riga überlebt, Sohn * Alfred Theisebach, geb. 28.12.1926 Hemmerden, 1938 emigriert Kindertransport England/1946 USA.

* Benno Winter, geb. 29.01.1891 Hemmerden, 25.11.1941 Fort IX Kauen erschossen, mit Ehefrau Jenny, geb. Grünbaum 13.05.1884 Bürgel/Offenbach, 25.11.1941 Fort IX Kauen erschossen. Sohn * Ferdi überlebt

* Henriette Winter, geb. 25.03.1892 Hemmerden, nach 01.10.1944 ermordet KZ Stutthof, mit Ehemann Philipp Sachs, geb. 14.08.1898 Werther, verschollen Riga-Salaspils, mit den beiden Kindern * Jenni Sachs, geb. 25.02.1927 Wuppertal, Hemmerden, verschollen Stutthof,
* Helmut Sachs, geb. 25.04.1930 Hemmerden, Riga überlebt,

* Klara Winter, geb. 19.12.1895 Hemmerden, Auschwitz 02.03.1945 mit Ehemann Jakob Aussen, geb. 26.05.1894 Steenderen, Auschwitz 17.09.1943, mit den beiden Töchtern * Anni Aussen, geb. 25.05.1924 Wijhe, Auschwitz 17.09.1943 und
* Herta Aussen, geb. 24.05.1926 Wijhe, Auschwitz 17.09.1943

...und zur Erinnerung an alle weiteren Holocaustopfer aus dem heutigen Stadgebiet Gevenbroich sowie  allen zum größten Teil immer noch namenlos ermordeten sechs Millionen...

Die Namen der Grevevenbrocher Holocduastopfer sind auch nachzulesen unter: www.juden-grevenbroich.de 

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Alle jüdischen Opfer aus Hemmerden, Kapellen, Hülchrath, Wevelinghoven, Grevenbroich, Gustorf, Gindorf, Neurath und Frimmersdorf wurden im Podcast zum Holocaustgedenktag 2021 verlesen:

www.anchor.fm/gegen-das-vergessen

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Ein besonderer Dank gilt den Familien Bosman-Levi (Aussen)/Niederlande, Sachs/Deutschland, Theise/USA, Theisebach/Polen und Stern (Winter)/Frankreich für die Bereitstellung ihrer Familienfotos

sowie insbesondere

Carry Bosman-Levi für die Überlassung der Poesiealben von Klara Winter (1908) und Sophie Aussen (1930)

Online-Präsentation:
Ulrich Herlitz

Lektorat:
Norbert Sachs 

Idee & Konzeption Ausstellung:
Ulrich Herlitz/Helmut Coenen

Gestaltung Ausstellungsfahnen:
Fachwerkstatt Coenen

Transkription Poesiealben:
Ulrich Herlitz

Sprechtexte Einträge Poesiealben:
Katja Heinrich/Schauspielerin
www.katja-heinrich.de

Liedbeitrag:
Dorota Theisebach
"I am Dora"

englische Übersetzung:
Kirsty Aretz/ Aretz Translation

Präsentation: Pageflow
mit freundlicher Unterstützung
"Demokratie leben!" im Rhein-Kreis Neuss

Bilder Kolorierung: DeOldify

Podcast "Gegen das Vergessen" Projektgruppe Grevenbroich 
Diedrich-Uhlhorn-Realschule Wevelinghoven
"KKG gegen das Vergessen"
Käthe Kollwitz Gesamtschule Grevenbroich
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Freund*innen, Lehrer und Nachbarn

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